Informationsabend Asylbewerber in Neubeuern

Rund 200 Gäste kamen zum Informationsabend des CSU-Ortsverbandes Neubeuern, der sich dem Thema Asylbewerberbetreuung widmete. Auch aus anderen Gemeinden des Inntals besuchten Interessierte die Veranstaltung im Saal beim Dorfwirt in Altenbeuern

"Wir wollen uns in dieser parteioffenen Veranstaltung der Thematik stellen, ohne Polemik", betonte Vorsitzender Martin Fritz in seiner Begrüßung. Als Fachleute standen neben dem Landtagsabgeordneten Otto Lederer Sozialberater Alexander Rutsch von der Caritas und Christine Domek-Rußwurm vom Helferkreis der Gemeinde Frasdorf zur Seite.

"Ferner müssen wir gewappnet sein, wenn die nächste Zuteilung Flüchtlinge und Asylsuchende auch in die Marktgemeinde führt", so Fritz. Der CSU-Vorsitzende bekannte: "Wir werden sicher nicht die Patentlösung finden und anbieten können, wollen aber Ängste abbauen und auch auf eine politische Lösung der Flüchtlingsproblematik einwirken."

Vor etwa zwei Jahren wurde die Gemeinde Neubeuern über Nacht davon überrascht, dass ohne vorherige Information Asylantragsteller nach Neubeuern kommen. Fritz verwies hier auf eine zukünftig bessere Information und Zusammenarbeit mit den Behörden. Er würdigte den Einsatz von Maresa Beham und Christine Bayer, die in der Gemeindeverwaltung angestellt sind und sich auch außerhalb ihrer Tätigkeit im Amt für die beiden Familien engagieren. Ein Kindergartenplatz konnte in Nußdorf organisiert werden, die Eingliederung in die Schule wurde vollzogen, Kontakte zum Sportverein sind hergestellt.

Ein privater Helferkreis mit Jutta Jancso und Josef Kerschbamer unterstützt bei Betreuungen (z.B. Hausaufgaben), Fahrdiensten, Behördenkontakte, freute sich Bürgermeister Hans Nowak. Er informierte darüber, dass in wenigen Wochen sieben Flüchtlinge in Altenmarkt eine vorübergehende Bleibe erhalten werden. Im September sollen weitere zwölf Personen in einem unbewohnten Gebäude "Am Gereut" Einzug halten. Beide Gebäude würden derzeit durch die Behörden auf ihre Tauglichkeit untersucht.

Über die Rechte und Pflichten der Antragsteller auf Asyl informierte Caritas-Mitarbeiter Alexander Rutsch. Er verwies auf die Hilfseinrichtungen, die fachlich zur Seite stehen können, zeigte aber auch, dass private Unterstützung benötigt wird. Die Verknüpfung der verschiedenen Helferkreise sei wünschenswert, um einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Dass es in Unterkünften zu Probleme im Zusammenleben komme, liege auch an der Tatsache, dass hier Menschen zusammen wohnen würden, die oft schon in den Herkunftsländern ethnische Spannungen untereinander erlebt hätten. Die Enge der Unterkünfte, der Verlust von Familienangehörigen und Freunden und fehlende Intimsphäre würden häufige zu Spannungen führen.

Europa kann Problem nicht alleine stemmen

Ein kritischer Fragenkatalog konnte von den Referenten in Ansätzen beantwortet werden. In Wortbeiträgen wurden aber auch unterschiedliche Ansichtsweisen zur Flüchtlingsproblematik vertreten und zugelassen. Viele Besucher waren sich darüber bewusst, dass Europa das Problem der Flüchtlingswelle nicht alleine lösen kann. Die bisherige Entwicklungspolitik wurde kritisch hinterfragt.

Den Asylbewerbern aus Krisengebieten müsse Unterstützung geben werden, so Lederer. Als Beispiel nannte er Bewerber aus dem Kriegsland Syrien. Wenn die Gründe für einen Antrag nachvollziehbar seien, werde dieser auch beschieden so Lederer. Im vergangenen Jahr waren dies 1,6 Prozent, 34 Prozent erhielten ein Bleiberecht, weil die Bedingungen in den Herkunftsländern unsicher waren. Alle anderen Personen müssten den Ablehnungsbescheid schnell erhalten, um Kapazitäten nicht zu blockieren, meinte der Abgeordnete.

Lederer - wie gewohnt sachlich und sehr gut vorbereitet - forderte eine bessere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene und mehr Solidarität der Nachbarstaaten in der Gemeinschaft ein. "Wir dürfen auch die Augen nicht verschließen vor der Schleuserkriminalität. Dort wird heute mehr Geschäft gemacht als mit dem weltweiten Drogenhandel", bedauerte Lederer.

Über die praktische Umsetzung von Hilfsangeboten und über Möglichkeiten, Kontaktängste abzubauen, informierte in überzeugenderweise Christine Domek-Rußwurm. Auch erzählte sie über Erlebnisse, die sie im Zusammenhang mit der verantwortlichen Betreuung von Asylbewerbern erlebte. Unter anderem fuhren einige Flüchtlinge mit ihren Fahrrädern auf die Autobahn (A 8). Für die informierte Polizei war natürlich nicht zu erkennen, dass sie nur den Verkehr beobachten wollten.

Ortsvorsitzender Fritz war jedoch mit vielen Besuchern einig, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei. Er bekundete aber die Solidarität mit den Vertriebenen. Als Erfolg ist zu verzeichnen, dass sich noch während der sehr gut besuchten Veranstaltung mehrere Personen in die Listen für ehrenamtliche Helfer (Helferkreis) eingetragen hatten.

Die drei Referenten des Abendes bekamen als Dankeschön ein kleines Präsent des CSU-Ortsverbandes.